Mit Beginn der Wiener Klassik öffnet sich eine Lücke in der Geschichte der Streichorchester-Literatur: Die sich europaweit vergrößernden Hofkapellen besaßen nun allesamt professionelle Blasinstrumentalisten, welche beschäftigt werden wollten und sollten. Während also die solistisch besetzte Streicher-Kammermusik im 18. Jahrhundert unter Haydn, Mozart und Beethoven einen historischen Quantensprung verzeichnete - sowohl inhaltlich, als auch satztechnisch - gibt es von den großen Namen der ersten Wiener Schule tatsächlich nur wenige Werke für Streichorchester, und auch deren Verwendungszweck als Orchesterwerk darf als eher unsicher gelten. (Erst der junge Felix Mendelssohn-Bartholdy greift mit seinen 12 Streichersinfonien die barocke Tradition wieder auf und legt gewissermaßen den Grundstein für die reiche Streichorchesterliteratur der Spätromantik und der Klassischen Moderne.)Von Joseph Haydn existiert nicht ein einziges Opus für Streichorchester, von Mozart sind uns neben der allseits bekannten „Kleinen Nachtmusik“ wenigstens die Divertimenti KV 136-138, sowie das KV 546 (Adagio und Fuge c-Moll) überliefert, deren orchestrale Nutzung aber ebenfalls unklar ist.Dass Mozart - selbst passionierter Geiger - sich auf das Komponieren für Streicher dennoch meisterhaft verstand, beweisen – neben einigen Einzelsätzen in seinen Sinfonien und Konzerten – vor allem die Streicherarien aus seinen Opern: In seinem gesamten Opernschaffen gibt es nicht weniger als 55 Streicherarien, die etwa 4 Stunden Musik ergeben - mehr also, als die großen romantischen Streicherserenaden zusammengenommen! Warum Mozart auf diese Besetzungsvariante gerade in seinem Opernschaffen zurückgriff, ist uns nicht bekannt. Möglicherweise musste der Lippenansatz der Bläser über die Dauer einer mehrstündigen Oper gelegentlich geschont werden; dafür spräche, dass in seinen späteren Opern, welche in der Bläserbesetzung so groß sind, dass sich hier automatisch Abwechslungen ergeben konnten, kaum noch Streicherarien existieren. Vielleicht aber liebte Mozart ja gerade diesen homogenen Streicherklang (übrigens mit häufig geteilten Bratschen!), und nutze die Gelegenheit, ihn in seinen Opern einzusetzen. - Jedenfalls handelt es sich mitnichten um Interludien oder musikalisches Füllmaterial, dazu ist der Gehalt jener Arien viel zu bedeutsam!Was also liegt näher, als dieses kostbare Vermächtnis Mozarts in einen konzertanten Rahmen zu fassen, um somit auch unbekannte Arien aus äußerst selten aufgeführten Mozart-Opern für das Konzertpublikum wach zu küssen ?
Die vorliegende Melange ist auf ein abendfüllendes Programm mit Pause, und auf lediglich zwei Solisten - einen Sopran und einen Bassbariton - zugeschnitten. Einige wenige Streichersätze aus den oben genannten Werken, sowie einer Cassation und einer Balettmusik komplettieren den dramaturgischen Spannungsbogen.