Geboren 1953 im türkischen Kütahya, der Hauptstadt
der gleichnamigen türkischen Provinz in Kleinasien, erhielt Onur Kestel als Internatsschüler am städtischen Konservatorium
in Istanbul 1964 erstmalig Violinunterricht
bei Lilly Statzer, später Harmonielehre bei Ferdi Statzer. Nach seinem Abschluss 1973, begann er zusätzlich zu
seinem Musikstudium in Ankara das Studium an der
Münchner Musikhochschule bei Prof. Gerhard Hetzel
(Violine), sowie bei Prof. Franz Beyer (Kammermusik).
1976 absolvierte er beide Studiengänge, in München,
sowie an der Musikhochschule Ankara.
Nach dem Studium führte sein Weg in das Münchner
Kammerorchester, in dem er neun Jahre spielte.
In diesem Orchester lernte Onur Kestel die Geigerin
Elisabeth Oechslin, seine zukünftige Ehefrau kennen.
Nach der Geburt seiner beiden Töchter Nurel und
Myriam zog die junge Familie 1985 nach Stuttgart. Onur Kestel wechselte zum Stuttgarter Kammerorchester,
dem ältestesten Ensemble seiner Art, unter der damaligen
Leitung von Karl Münchinger. Parallel zu Studium und Kammerorchester komponierte
er mehrere Werke und einige Bearbeitungen.
Einführende Worte des Komponisten:
Der Turmbau zu Babylon endete mit der Verwirrung der Sprache seiner Erbauer. Doch was passierte danach? Wie ging die Geschichte weiter? Zur Erinnerung: Die Babylonier bauten einen Turm, der bis in den Himmel reichen sollte, um zu beweisen, dass sie Gott ebenbürtig sind. Sie waren frech und lästerten ihn. Zur Strafe verwirrte der Gott Marduk ihre Sprache, so dass sie sich nicht mehr verstehen konnten. Ich habe in meiner Komposition die Geschichte weiter fantasiert. Drei Teile gehen ineinander über, ganz grob gesagt: Entstehung, Verwirrung und - zu guter Letzt - eine Art Vergebung oder
"Entwirrung". Viele Gedanken sind mir bei der Komposition durch den Kopf gegangen – auch viele humorvolle. Es ist kein religiöses Stück, auch wenn ich manchmal an Figuren wie Gott, den Teufel, der sich über die Verwirrung freut, auch an Engel oder die Seelen der Menschen gedacht habe. Es gibt Passagen von Klarheit und Strenge im Stück, verkörpert durch die Pauke - ein Ton wie ein Gesetz. Der verführerische Teufel, der sich freut über das Chaos, tritt im Violinsolo auf. Die Spieler des Orchesters müssen kurze Sätze in all ihren Muttersprachen sprechen – keiner versteht den anderen mehr. Aber eigentlich ist das kein guter Zustand für die Menschen. Die Seelen leiden.
Es gibt viele kleine, verschlüsselte Anspielungen auf Leid und Tod: B-A-C-H, D-Es-C-H (Dimitri Schostakowitsch), auch Es-B (Stanislaus Bogucz, ein verstorbener Kollege des Stuttgarter Kammerorchesters). Aber am Ende vermitteln die Engel, die Mitleid mit den Menschen haben. Die Verwirrung löst sich, die Menschen sprechen wieder Eine Sprache.
Zu diesem Stück inspiriert haben mich die Mitglieder des Stuttgarter Kammerorchesters mit ihren vielen unterschiedlichen Muttersprachen.
Dirigierpartitur (34 Seiten), Metallspiralbindung |
28,00 € |
Stimmensatz (6,5,4,3,2 – 1) |
225,00 € |
Für Schlagzeug und Pauken wird nur 1 Spieler benötigt.